Bayerischer Gebirgsschweißhund (BGS)

Ursprung: Deutschland
FCI-Standard Nr.: 217
Verwendung: Schweißhund
Klassifikation FCI: Gruppe 6 (Laufhunde und Schweißhunde), Sektion 2 (Schweißhunde mit Arbeitsprüfung)

Geschichtlicher Überblick:
Alle Leit- und Schweißhunde stammen von den Urjagdhunden, den Bracken, ab. Alle reinen Bracken haben feinste Nase auf Spur und Fährte, größte Fährensicherheit, sehr ausgeprägten Fährtenwillen und lockeren Fährtenlaut beim Jagen. Ursprünglich nahm man die verlässlichsten und sichersten Bracken aus der Meute und suchte mit ihnen am Riemen die verlorene Fährte des gejagten Wildes. Aus diesen ruhigsten und führigsten Bracken wurden später die Leithunde (nur auf natürlicher kalter Gesundfährte gearbeitet) und die Schweißhunde (auf der Wundfährte geführt, so genannte „verdorbene Leithunde“) herausgezüchtet. Durch Einkreuzung genetisch relativ nahestehender Rassen Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts entstand der heutige Hannoversche Schweißhund. Nach der Revolution von 1848, also nach Zerschlagung der Großreviere und der Ablösung der ehemaligen Jagdmethoden durch Birsch- und Ansitzjagd bei gleichzeitig verbesserten Schusswaffen, wurde der Hund „nach dem Schuss“ gebraucht. Spezialisiert auf sichere Riemenarbeit konnte man auf laute Hatz, Durchhaltewillen und Schärfe besonders in den Bergrevieren nicht verzichten. Dort erwies sich der Hannoversche Schweißhund als zu schwer. Um diese gewünschten Leistungen auch im schwierigen Berggelände zu erreichen, züchtete Baron Karg-Bebenburg, Reichenhall, nach 1870 den rassigen und veredelten, leichteren Gebirgsschweißhund, indem er Hannoversche Schweißhunde mit roten Gebirgsbracken kreuzte. Zunehmend verdrängten diese Hunde andere Rassen aus den Bergrevieren, sodass der Bayerische Gebirgsschweißhund heute der klassische Begleiter der Berufsjäger und Förster geworden ist. 1912 wurde der „Klub für Bayerische Gebirgsschweißhunde“ mit Sitz in München gegründet. Er ist der einzige anerkannte Zuchtverein für Bayerische Gebirgsschweißhunde in Deutschland.

Allgemeines Erscheinungsbild:
Ein insgesamt harmonischer, leichterer, sehr beweglicher und muskulöser, mittelgroßer Hund. Der Körper ist etwas länger als hoch, hinten etwas überhöht; steht auf nicht zu hohen Läufen. Der Kopf wird waagrecht oder etwas aufgerichtet, die Rute waagrecht oder schräg abwärts getragen.

Verhalten/Charakter (Wesen):
Ruhig und ausgeglichen; anhänglich gegenüber seinem Besitzer, zurückhaltend gegenüber Fremden. Gefordert wird ein in sich gefestigter, selbstsicherer, unerschrockener und leichtführiger Hund, der weder scheu noch aggressiv ist.

Kopf:
Oberkopf: verhältnismäßig breit, flach gewölbt, Stirn deutlich abgesetzt, Augenbrauenbögen gut entwickelt, Hinterhauptsbein wenig ausgeprägt.
Stop: ausgeprägt.

Gesichtsschädel:
Nase: von guter Größe, nicht zu breit, Nasenlöcher gut geöffnet; schwarz oder dunkelrot.
Fang: von den Augen etwas abgesetzt, etwas kürzer als der Schädel, genügend breit, nicht spitz. Nasenrücken leicht gewölbt oder gerade.
Lefzen: gut überfallend, von mittlerer Dicke; Lefzenwinkel gut sichtbar.
Kiefer/Gebiß/Zähne: kräftige Kiefer mit einem perfekten, regelmäßigen und vollständigen Scherengebiss, wobei die obere Schneidezahnreihe ohne Zwischenraum über die untere greift und die Zähne senkrecht im Kiefer stehen; mit 42 gesunden Zähnen gemäß Zahnformel. Zangengebiß zulässig.
Backen: nur mäßig betont.
Augen: klar, aufmerksamer Ausdruck; nicht zu groß und zu rund; dunkelbraun oder etwas heller; gut anliegende, pigmentierte Lider.
Behang: etwas über mittellang, aber höchstens bis zur Nase reichend, schwer, hoch und breit angesetzt, unten abgerundet, ohne Drehung anliegend herabhängend.

Hals:
Mittellang und kräftig; etwas losere Kehlhaut.

Körper:
Obere Profillinie: vom Widerrist zur Hinterhand leicht ansteigend.
Widerrist: wenig ausgeprägt; fließender Übergang vom Hals zu Rücken.
Rücken: kräftig und elastisch.
Lenden: verhältnismäßig kurz, breit, sehr gut bemuskelt.
Kruppe: lang und ziemlich flach verlaufend.
Brust: mäßig breit, gut ausgebildete Vorbrust; ovaler Rippenkorb, tief und lang mit weit nach hinten reichenden Rippen.
Untere Profillinie und Bauch: allmählich nach hinten ansteigend, Bauch leicht aufgezogen.

Rute: mittellang, höchstens bis zu den Sprunggelenken reichend; hoch angesetzt; waagrecht oder leicht schräg abwärts getragen.

Gliedmaßen:
Allgemeines: die Läufe, von vorne betrachtet, gerade und parallel, von der Seite betrachtet, gut unter dem Körper stehend; gute Winkelung.
Schultern: gut schräg und nach hinten liegendes Schulterblatt, kräftig bemuskelt.
Oberarm: lang, gut und trocken bemuskelt.
Ellenbogen: am Körper anliegend, weder einwärts noch auswärts gedreht.
Unterarm: trocken und senkrecht stehend; kräftige Knochen, sehr gut bemuskelt.
Vorderfußwurzelgelenk: kräftig.
Vordermittelfuß: gering nach vorne gerichtet.
Vorderpfoten: löffelförmig, mit gut gewölbten und eng aneinanderliegenden Zehen sowie genügend gepolsterten, derben, widerstandsfähigen und gut pigmentierten Ballen; sie fußen parallel, im Stand und in der Bewegung weder einwärts noch auswärts gerichtet; Krallen schwarz oder hornfarbig.
Hinterhand: Allgemeines: kräftige Knochen; von hinten betrachtet gerade und parallel; gute Winkelung.
Oberschenkel: breit und sehr muskulös.
Knie: kräftig.
Unterschenkel: verhältnismäßig lang, muskulös und sehnig.
Sprunggelenk: kräftig.
Hintermittelfuß: kurz, senkrecht stehend.
Hinterpfoten: löffelförmig, mit gut gewölbten und eng aneinanderliegenden Zehen sowie genügend gepolsterten, derben, widerstandsfähigen und gut pigmentierten Ballen; sie fußen parallel, im Stand und in der Bewegung weder einwärts noch auswärts gerichtet; Krallen schwarz oder hornfarbig.

Gangwerk:
Raumgreifend, guter Vortritt und guter Schub, in Vorderhand und Hinterhand gerade und parallel, leicht federnd.

Haut:
Kräftig, straff anliegend.

Haarkleid:
Beschaffenheit des Haares: dicht, glatt anliegend, mäßig rau, mit wenig Glanz, feiner an Kopf und Behang, rauer und länger an Bauch, Läufen und Rute.
Farbe: tiefrot, hirschrot, rotbraun, rotgelb, auch fahlgelb bis semmelfarben; rotgrau, wie das Winterhaar der Rotwildes, auch geflammt oder dunkel gestichelt; auf dem Rücken ist die Grundfarbe meist intensiver; Fang und Behang dunkel; Rute meist dunkel gestichelt. Kleiner, heller Brustfleck (Brackenstern) ist zulässig.

Größe:
Rüden: 47–52 cm; Hündinnen: 44–48 cm.
Für Rüden und Hündinnen keine Toleranz nach oben und unten.

Fehler:
Jede Abweichung von den oben genannten Punkten ist als Fehler anzusehen, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.

Schwere Fehler:
Fleischfarbige Nase, geringer Vor- oder Rückbiß, partielle Zange, sehr lose Augenlieder, starker Senk- oder Karpfenrücken, sehr flacher oder tonnenförmiger Brustkorb, stark aus- oder einwärts gedrehte Ellenbogen, stark überbaute Hinterhand, sehr enghessige oder oder kuhhessige oder O-beinige Stellung der Hinterläufe, sowohl im Stand wie auch in der Bewegung, zu feine oder zu dünne Behaarung, starke Farbabweichungen, schwarze Färbung mit roten Abzeichen, abweichende Größe.

Ausschließende Fehler:
Wesensschwäche, deutlicher Vor- oder Rückbiß, Kreuzbiß, fehlende Zähne (außer P1), Ektropium, Entropium, angeborene Knickrute.

N. B.: Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.